Die Gemäldegalerie

Die Künstler als Sammler

Die Pinakothek des Museo Vincenzo Vela birgt den Gesamtbestand der privaten Gemäldesammlungen von Vincenzo, Spartaco und Lorenzo Vela. Die Malereien wurden zum Teil bei Ausstellungen erworben oder die Künstler tauschten ihre Werke untereinander aus, weiterhin handelt es sich um Geschenke von Kollegen oder Freunden und vermutlich auch um Auftragsarbeiten an Maler, mit denen die Familie Vela Kontakt pflegte. Die meisten Werke stammen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, namentlich aus dem lombardischen und piemontesischen Raum. Im Gegensatz zu anderen Gemäldesammlungen, die von deren Besitzern als Statussymbol angelegt wurden, drückt die Vela'sche Pinakothek das Kunstverständnis einer Familie von zwar bescheidener Herkunft aus, die es jedoch zu bemerkenswertem Ansehen und beachtlichem Wohlstand gebracht hatte.

Die private Sammlung von Vincenzo Vela, dem Bildhauer, offenbart eine Vorliebe für Landschaftsmalereien und Genrewerke, insbesondere aber für die Darstellung weiblicher Figuren. Daneben finden sich Werke von Kollegen, die wie er selbst für die Ideale des Risorgimento kämpften - vermutlich tauschten die befreundeten Künstler ihre Arbeiten untereinander aus. Zu den interessantesten Stücken zählen die Gemälde von Gaetano Fasanotti (1831-1882), Ernesto Allason (1822-1869), Leone Eydoux (1829-1875), Domenico (1815-1878) und Gerolamo (1827-1890) Induno, Enrico Gamba (1825-1909), Pierre (Henri Theodore) Tetar van Elven 1828-1908), sowie Giuseppe Bertini (1825-1898).

Lorenzo Velas Sammlung besteht ebenfalls aus einer Reihe von Landschaftsmalereien naturalistischer Prägung, beispielsweise die Werke von Ambrogio Preda (1839-1906), Luigi Scrosati (1814-1869) und Giuseppe Landriani (1824-1894). Ausserdem hegte auch Lorenzo ein starkes Interesse für weibliche Figuren, was durch die Werke von Künstlern wie Eleuterio Pagliano (1826-1903), Bartolomeo Giuliano (1825-1909), Enrico Faruffini (1833-1869) und Mosè Bianchi (1840-1904) deutlich wird.

Spartaco Vela hingegen sammelte Gemälde aus dem Mailänder Raum, die aus dem Umfeld der Famiglia Artistica und der Società Promotrice stammten und eine post-bohème Prägung aufweisen, die Spartaco selbst zu eigen war. Unter diesen Werken ist insbesondere das Gemälde Landschaft mit Schafen von Giovanni Segantini (1858-1899) zu erwähnen, der ein Freund des Tessiners war, doch ebenso die Malereien von Eugenio Spreafico (1856-1919), der sich am Naturalismus von FiIippo Carcano inspirierte, sowie eine Reihe weiblicher Porträts. Letztere sind als "Charakterstudien" zu verstehen, die das besondere Interesse des Malers weckten - man denke nur an die Häupter von Pio Sanquirico (1847-1900) und Franceso Fiocchi (1856-1936). Beide Künstler waren, wie Spartaco selbst, Schüler von Giuseppe Bertini (1825-1898).