Traditionen bewahren: Braucht es dafür Museen?

Jahreskongress des Verbands der Museen der Schweiz VMS und ICOM Schweiz am 26. August 2010 im Museo Vincenzo Vela zum Thema «Immaterielles Kulturerbe»

0652-Convegno

Der 44. Jahreskongress von VMS (Verband der Museen der Schweiz) & ICOM Schweiz wird heuer am Nachmittag des 26. August im Kanton Tessin stattfinden. Die Arbeitstagung steht unter dem Motto Traditionen bewahren: Braucht es dafür Museen? Die Referenten und die sich anschliessenden Diskussionen werden sich mit der Definition des Begriffes «immaterielles Kulturerbe» und mit dessen Ausstellung in den Schweizer Museen befassen.
Das gewählte Thema ist überaus aktuell, denn das 2003 von der UNESCO verabschiedete und bereits von 116 Ländern unterzeichnete Übereinkommen zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes wurde 2008 auch seitens der Schweiz ratifiziert. In diesem Übereinkommen ist die Erstellung einer repräsentativen Liste von gesellschaftlichen Praktiken, Traditionen und Ausdrucksformen vorgesehen, die als Besttandteil des Kulturerbes verschiedener Länder gelten, damit dieses bewahrt und seine Lebensfähigkeit auch in Zukunft gesichert werden kann. Noch in kommenden Herbst beginnt in der Schweiz die Pilotphase zur Erstellung einer Inventarliste des in ihrem Hoheitsgebiet befindlichen immateriellen Kulturerbes. Die Kriterien für die Aufnahme in diese Inventarliste wurden durch das Bundesamt für Kultur erstellt, das nach einer zweijährigen Probezeit alle Anträge und Empfehlungen auswerten wird, die von den einzelnen Kantonen gesammelt und nach Bern übermittelt wurden. Die Datenerfassung erfolgt auch im Hinblick auf die Rolle der Träger von immateriellem Kulturerbe, welche die Inhalte und Ausdrucksformen von Traditionen bewahren, pflegen und fortwährend neu erschaffen. Daher wird in diesem Kontext oft auch von «immateriellem Kulturgut und lebendigen Traditionen» gesprochen. Eine der grossen Herausforderungen beim Schaffen eines Inventars besteht darin, die wissenschaftlich erwiesene Bedeutung eines bestimmten immateriellen Kulturguts mit dem Wert überein zu bringen, den es in der umgebenden Gemeinschaft einnimmt.
Nach einer allgemeinen, themabezogenen Einführung durch Gianna A. Mina, Direktorin des Museo Vincenzo Vela und Vorstandsmitglied des VMS, wird der Vize-Präsident der Schweizerischen UNESCO-Kommision Diego Gradis die Entstehungsgeschichte sowie die Zielsetzung des Übereinkommens erläutern. Danach wird Walter Leimgruber von der Universität Basel die Rolle der Museen beim Umgang und der Präsentation lebendiger Traditionen aus akademischer Sicht näher beleuchten. Die anschliessende Podiumsdiskussion findet unter der Mitwirkung folgender Teilnehmer statt: David Vitali vom Eidgenössischen Bundesamt für Kultur; Franco Lurà, Leiter des vom Kanton Tessin betriebenen CDE - Centro di dialettologia e di etnografia; Thomas Antonietti von der Vereinigung der Walliser Museen sowie Marc-Olivier Gonseth, Direktor des Musée d'ethnographie von Neuchâtel. Im Laufe der Debatte werden auch einige spezifische Fälle von Museen und öffentlichen Einrichtungen angesprochen, die sich mit immateriellen Kulturgütern beschäftigen.

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