Anders als die Interpretationen, die ihn auf die Rolle des «Künstlersohns» beschränken, lädt die Ausstellung dazu ein, den Maler als eigenständigen Künstler mit einer soliden Ausbildung zu entdecken, der im Kontext der Kunst- und Kulturszene seiner Zeit in der Schweiz und in Italien tätig war.
Spartaco Vela kommt 1854 in Turin als einziges Kind des Bildhauers Vincenzo Vela und dessen Frau Sabina Dragoni zur Welt und besucht dort die Grundschule und die technische Schule. 1867 zieht die Familie Vela in die Villa in Ligornetto, wo Spartaco seine Studien unter der Anleitung des liberalen Priesters Giacomo Perucchi fortsetzt. Trotz seines Interesses an den Naturwissenschaften wird er vom Vater zur Malerei hingeführt. 1869 schreibt er sich an der Accademia di Brera in Mailand ein und studiert bei Giuseppe Bertini und Mosè Bianchi. 1873 erhält er eine ehrenvolle Erwähnung der Schule für allgemeine und nationale Geschichte, 1874 die Bronzemedaille der Scuola del nudo. In Mailand frequentiert er auch das Atelier von Eleuterio Pagliano. Gut integriert in die Brera-Kreise, pflegt er Freundschaften mit Studienkollegen, darunter Cesare Tallone und Angelo Morbelli. Er eröffnet ein Atelier in Mailand, wo er weiterhin wohnt, ohne seine enge Verbindung zum Tessin abzubrechen. 1878 gibt er an der Accademia di Brera sein Ausstellungsdebüt. In den folgenden Jahren nimmt er wiedrholt an Ausstellungen in Italien und der Schweiz teil. Er ist Mitglied der Freimaurerloge «La Ragione» in Mailand und sozial engagiert. In Ligornetto gründet er den Kindergarten und wird erster Präsident der Società di mutuo soccorso der Arbeiter des Ortes (1889– 95). Besorgt um den Landschaftsschutz, veröffentlicht er 1890 eine Broschüre, in der er die Zahnradbahn auf den Monte Generoso kritisiert. 1892 vererbt er der Eidgenossenschaft die Villa in Ligornetto mit allen darin befindlichen Sammlungen unter der Bedingung, dass sie der Öffentlichkeit als Museum oder Schule zugänglich gemacht wird. Der Grossteil seines künstlerischen Schaffens, bestehend aus Gemälden, Studien in Öl und grafischen Werken, wird in der Sammlung des Museo Vela aufbewahrt.